
Das war’s jetzt also. Eben noch habe ich meinen letzten Text zu Ende gebracht, die letzte Polizeimeldung ins Netz gestellt und an der letzten Konferenz teilgenommen. Und nun: ein Jahr in Nördlingen, Hunderte Geschichten, Erfahrungen und Begegnungen, beschlossen in einer Zoom-Konferenz. 40 Minuten lang nur, danach lief das Meeting automatisch ab. Meinem elfmonatigen Ausbildungsabschnitt in Nördlingen folgt nun die Zeit in der Zentrale der Augsburger Allgemeinen. Gerade aber sitze ich am Küchentisch in meiner Augsburger Wohnung, im Home-Office, und bin ein bisschen traurig. Die Pandemie schränkt vieles ein, auch das Abschiednehmen.
Gerne hätte ich meinen Kollegen persönlich „Tschüss“ gesagt. Mit einem saftigen Händedruck, einer letzten Spitze in Richtung meines HSV-anhängenden-Volo-Betreuers, alles nur Spaß, versteht sich. Ich hätte mich auch gerne persönlich bedankt für das, was ich in meinem Lokaljahr in Nördlingen lernen durfte. Themen an ungewöhnlichen Stellen zu suchen und auch zu finden etwa, oder unter Druck abzuliefern und dabei den Spaß nicht zu verlieren. Doch es wurde ein leises, ein digitales „Tschüss“. Glasfaserkabel übertragen – im Optimalfall – Daten, mit Emotionen tun sie sich schwer.
Die Pandemie trifft jeden, auch einen Volontär der Augsburger Allgemeinen
Es ist redundant und einfallslos zu wiederholen, in welch „verrückten Zeiten“ wir doch leben. Jeden trifft die Pandemie, den einen mehr, den anderen weniger. Wochen im Homeoffice, die Kollegen bekommt man nur über eine Laptop-Kamera zu Gesicht, Corona taktet den Themenplan: Auch wir Volontäre bilden dabei keine Ausnahme. Rückblickend kann ich sagen: Langweilig wurde es mir in all den Monaten nie. Zu viel war, trotz, oder gerade wegen der Pandemie geschehen.
Ich durfte eigene Projekte umsetzen, darunter auch eine Kolumne, in der zwei Schülerinnen wöchentlich über ihrem Alltag mit der Pandemie schrieben. Das Konzept fand Anklang, die „drehscheibe“, das Forum für Lokaljournalismus der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), berichtete darüber. Auch sonst gingen die Geschichten nie aus: Einzelhändler, die sich mit Großkonzernen anlegten, eine Tattoo- und Piercing-Kontroverse an einer Erzieherschule oder ein Nachmittag auf der Corona-Intensivstation. Beinahe erschrocken stellte ich Ende Januar fest, dass meine Zeit in Nördlingen sich dem Ende neigte.
Eine Erkenntnis: Ich werde wieder nach Nördlingen kommen
Ich verlasse die Redaktion der Rieser Nachrichten mit zwei übergeordneten Erkenntnissen. Erstens: Der Journalismus bereitet mir große Freude, die Arbeit erfüllt mich. Und Zweitens: Ich werde wieder nach Nördlingen kommen. Um ausgefallene Feste nachzuholen, um mir den Bauch in meinem Lieblingsrestaurant vollzuschlagen, und, um meinem HSV-anhängenden-Volo-Betreuer die aktuelle Bundesliga-Tabelle unter die Nase zu reiben.